CLIP-ID: Dekolonisationsstudie zur Prävention der katheterassoziierten Sepsis

Liebe CLIP-ID-Teilnehmer,

Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen teilnehmenden Studienstationen für das Engagement, den großartigen Einsatz, die Unterstützung und die gute Zusammenarbeit. Ohne Sie wären solche epidemiologischen Studien, evidenzbasierte Medizin und damit eine verbesserte Patientenversorgung nicht möglich.

Ziele der Studie und Zusammenfassung der Studienergebnisse

Ziel dieser dreiarmigen cluster-randomisierten multizentrischen Dekolonisationsstudie war der Vergleich von drei verschiedenen Strategien für die tägliche Körperwaschung von Patienten auf Intensivstationen mit und ohne antiseptische Produkte im Hinblick auf die Häufigkeit der ZVK (Zentraler Venenkatheter)-assoziierten Sepsis und der auf Station erworbenen multiresistenten Erreger (MRE). Hierzu wurden Intensivstationen aus Deutschland und Österreich rekrutiert. Alle teilnehmenden Stationen waren Teil des ITS-KISS-Netzwerkes, dem Krankenhausinfektions-Surveillance-System für Intensivstationen, und dokumentierten routinemäßig die Häufigkeiten der ZVK-assoziierten Sepsis und MRE . Es erfolgte die randomisierte Zuordnung der 72 teilnehmenden Intensivstationen in eine der drei Gruppen:

  • Interventionsgruppe 1: Waschung aller Patienten mit 2%-Chlorhexidindigluconat (CHG)-Tüchern (SAGE Products) und Schulungen des Personals,
  • Interventionsgruppe 2: Waschung aller Patienten mit 0,08% Octenidin-Waschhandschuhen (Schülke&Mayr) und Schulungen des Personals,
  • Kontrollgruppe: Waschung von Patienten mit Wasser und Seife ohne Zusatz antiseptischer Substanzen und Schulungen des Personals. Nach der Intervention (ab Februar 2018) wurden den Kontroll-ITS für 12 Monate CHG-Tücher bzw. Octenidin-Waschhandschuhe zur Verfügung gestellt.

Die Hauptanalyse ergab, dass tägliche antiseptische Waschungen mit 2%-Chlorhexidin-haltigen Tüchern oder 0,08% Octenidin-Waschhandschuhen im Vergleich zur Waschung mit Wasser und Seife keinen signifikanten präventiven Effekt auf die ZVK-assoziierte Sepsisrate hatte. Allerdings wurden in der CLIP-ID-Studie etwa 40% weniger Sepsisfälle beobachtet als ursprünglich für die Fallzahlberechnung angenommen. Damit hat die CLIP-ID-Studie eine hohe Wahrscheinlichkeit unterpowert zu sein. Das heißt, es wurden zu wenige Infektionen beobachtet, um statistisch signifikante Studienergebnisse zu erzielen.

Denkel LA, Schwab F, Clausmeyer J, Behnke M, Golembus J, Wolke S, Gastmeier P, Geffers C. Effect of antiseptic bathing with chlorhexidine or octenidine on central line-associated bloodstream infections in intensive care patients: a cluster-randomized controlled trial. Clin Microbiol Infect. 2022 Jun;28(6):825-831. doi: 10.1016/j.cmi.2021.12.023. Epub 2022 Jan 11. PMID: 35031487.

Die ebenfalls durchgeführte Vorher-Nachher-Analyse der CLIP-ID Daten zeigte jedoch, dass insbesondere Intensivstationen mit hohen Ausgangsraten (≥ 0,8 ZVK-assoziierte Septikämien / 1000 ZVK-Tage) durch antiseptische Waschungen mit 2%-Chlorhexidin-haltigen Tüchern die Infektionsrate senken können. Antiseptische Waschungen mit 0,08% Octenidin-Waschhandschuhen zeigten in dieser Analyse keinen präventiven Effekt auf die Sepsisrate. Das Manuskript zu den Ergebnissen dieser Vorher-Nachher-Analyse befindet sich derzeit in Begutachtung.

In der CLIP-ID-Studie hatte die 12-monatige Intervention mit Chlorhexidin und Octenidin keinen Einfluss auf die Empfindlichkeiten klinischer bakterieller Isolate gegen diese antiseptischen Substanzen. Das Manuskript zu diesen Ergebnissen befindet sich derzeit in Begutachtung.

Der Einfluss klimatischer Einflussfaktoren auf die Wundinfektions- und Sepsisraten wurden in den untenstehenden Veröffentlichungen analysiert.

Aghdassi SJS, Gastmeier P, Hoffmann P, Schwab F. Increase in surgical site infections caused by gram-negative bacteria in warmer temperatures: Results from a retrospective observational study. Infect Control Hosp Epidemiol. 2021 Apr;42(4):417-424. doi: 10.1017/ice.2020.463. Epub 2020 Oct 7. PMID: 33023687.

Schwab F, Gastmeier P, Hoffmann P, Meyer E. Summer, sun and sepsis-The influence of outside temperature on nosocomial bloodstream infections: A cohort study and review of the literature. PLoS One. 2020 Jun 19;15(6):e0234656. doi: 10.1371/journal.pone.0234656. PMID: 32559761; PMCID: PMC7304998.

Aghdassi SJS, Schwab F, Hoffmann P, Gastmeier P. The Association of Climatic Factors with Rates of Surgical Site Infections: 17 Years' Data From Hospital Infection Surveillance. Dtsch Arztebl Int. 2019 Aug 5;116(31-32):529-536. doi: 10.3238/arztebl.2019.0529. PMID: 31554540; PMCID: PMC6783630.Weitere Veröffentlichungen zur CLIP-ID-Studie befinden sich derzeit in Vorbereitung.

Für mögliche Fragen und zusätzliche Informationen können Sie sich gern an die Studienleiterin Frau Prof. Dr. med. Christine Geffers oder Frau Dr. rer. nat. Luisa A. Denkel wenden.

Tel:  +49 30 – 450 577 612

Fax: +49 30 – 450 577 920

E-Mail: christine.geffers@charite.de | luisa.denkel@charite.de